Donnerstag, 1. Februar 2018

Meine erste Liebe: "Liebe Jessica" - Teil 2/2



Um die Story etwas abzukürzen: Jessica brachte tatsächlich am folgenden Wochenende ein neues Feuerzeug in die Jugend-Disco. Wir unterhielten uns dann auch ein wenig, auch wenn ich bei ihrem Anblick nicht einen klaren Gedanken fassen konnte.
Je öfter wir uns trafen - nur auf dem Schulhof gingen wir uns aus dem Weg - umso besser verstanden wir uns. Ich konnte ihr stundenlang zuhören, die ganzen Storys von Typen, die ihr immer nur an die Wäsche wollten, einer mal, der zudringlich geworden war (und das auch noch im Klassenzimmer, während der Abwesenheit des Lehrers), dem sie dann gepflegt eine gezettelt hat, ihre nervende Mutter von wegen 'mach nicht den selben Fehler wie ich,
verhüte wenn es mal so weit ist blabla' und lauter andere Dinge, die in ihrem bildhübschen Kopf vor sich gingen.
Schon wenn ich nur an sie dachte wurde mir ganz heiß, ein Schauder durchlief meinen Körper, und - unglaublich - ich dachte an ganz andere Sachen, die mit ihr machen wollte, als "nur" intim werden. Schlagartig wurde mir klar: ich bin verliebt! Ich malte ihren Namen in tausenfachen Formen: ich schrieb ihn nicht nur, nein, ich zeichnete ganze Bilder um ihren Namen herum. Herzen, Herzen und noch mehr Herzen, in denen ihr Gesicht zu sehen war. Ich schrieb sogar mal ein Gedicht für sie, oder eher einen Songtext, in dem ich ihr offenbarte, was sie mir bedeutete, und das ihr Augen Sterne seien, die immer liebend auf mich herabblickten.

Ich wurde sechzehn - und da ließen Jessica und ich es richtig krachen: wir besoffen uns zuerst in der Jugen-Disco, danach holten wir uns an einem Kiosk noch ein paar Flaschen Bier und hockten in einer dunklen Gasse auf 'ner Treppe und laberten, bis mir kotzelend wurde und sie mich nach Hause brachte.
Doch kaum war ich sechzehn, war sie dann - laut Adam Ries - genau! Volljährig. Und an ihrem Achtzehnten eröffnete sie mir, das ich ihr bester Freund sei, und das sie unglücklich verliebt ist, und zwar schon seit zwei Jahren. Ich rechnete zurück und... ich denke, ein Gebirge, das von einem Meteor getroffen und in unendlich viele Teile gesprengt wird, konnte nicht so laut zusammenkrachen wie mein geschundenes Herz. Es zersprang in unendlich viele Stücke, und ein bleierner, stechender Schmerz durchzuckte meine Brust.
"Du hast mir so sehr geholfen!" sagte sie und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
Ich offentbarte ihr meine wahren Gefühle, und sie sah mich mehr mitleidig denn mitfühlend an. Ich war also in der selben Situation, das verband uns, aber das war ja nicht das, was ich wollte! Gemeinsamkeiten, okay, aber so?

Und das war's dann. Sie sagte mir noch, das ich ihr zu jung sei. Der Mann, den sie liebte, war einige Jahre älter (der Sack war damals schon zweiundzwanzig, was ein alter Kauz!), und sie schwanger von ihm. Und paff! Als hätte es das vergangene Jahr zwischen uns nicht gegeben, war sie weg aus meinem Leben.
Ich sah Jessica noch einige Wochen auf dem Schulhof, dann verließ sie die Schule. Es dauerte fast ein Jahr, bis ich darüber hinweg war, das sie mich nur als seelischen Mülleimer benutzt hatte. Allerdings denke ich trotzdem noch manchmal daran, das sie mir zeigte, das zum Mann-Werden mehr gehört als was in der Hose zu haben: das man sich gegenseitig vertrauen kann.

Ein paar Jahre später habe ich sie nochmal getroffen, und sie war total happy, mich wiederzusehen. Sie hatte das Kind bekommen, war aber nicht mit dem Mann zusammen, der seine damalige Freundin nicht verlassen wollte. Das Leben eben. Ich hoffe, sie ist glücklich. Ich bin es, denn ich erinnere mich gerne an meine erste unglückliche Liebe. Danke, Jessi! 💖


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deinen Kommentar! 🙂

Nähere Informationen, welche Daten bei Kommentaren übermittelt werden entnehme bitte unserer ➤ Datenschutzerklärung.

❤ makieren, kopieren und in Kommentar einfügen! ❤

🙂😉😊😌😍😘😉😊😌😃😄😆😁😂😛😜😇😈😎😔😢😶😑😒🙄😨😭😲😫😵💗💖💘💙💚🧡💛💝💟💋👅🧠👌👍🙌💪👉💐🌹🍀🌸🍸🍻🎉🌟✨🔥🌈👻👽💀👀❗❓📌